Die Anfänge der Plastischen Chirurgie reichen bis ins 6. Jahrhundert vor Christus zurück, wo eine erste Nasenersatzplastik in Indien erwähnt wird. Erforderlich wurde dieser Eingriff durch die drakonischen Strafen der damaligen Zeit, zu denen nicht selten das Abtrennen von Körperteilen gehörte. Aus dem alten Ägypten sind Mumien erhalten, denen die Ohren wieder angenäht wurden. Schon Hippokrates (460-377 v. Chr.) korrigierte deformierte Nasen und römische Gelehrte beschrieben im 1. Jahrhundert nach Christus die Operation von “Hasenscharten”. Das erste umfangreiche schriftliche Werk über Plastische Chirurgie ist durch den italienischen Arzt Gaspare Tagliacozzi (1546-99) überliefert.
Im 19. Jahrhundert gab es bedingt durch die naturwissenschaftliche Forschung und die erweiterten Kenntnisse auf anatomischem Gebiet bedeutende Fortschritte in der Plastischen Chirurgie.
Das Streben nach Schönheit und gutem Aussehen ist so alt wie Menschheit. Und dies, wie heutige wissenschaftliche Untersuchungen vielfach beweisen, aus gutem Grund:
Amerikanische Studien auf dem Gebiet der “Attraktivitätsforschung” belegen, dass Mütter stärker auf hübsche Babys reagieren. Diese bekommen mehr Zuwendung. Umgekehrt wurde festgestellt, dass Babys attraktive Gesichter verschiedenster Nationalitäten länger und häufiger betrachten. Schönheit ist keine reine Ansichtssache. In der Gesellschaft gibt es einen hohen Konsens darüber, welche Merkmale des Gesichtes und des Körperbaus als anziehend empfunden werden. Als attraktiv empfunden werden bei beiden Geschlechtern ein leicht gebräunter Teint, ein schmales Gesicht mit etwas höheren Wangenknochen, volle Lippen und dünne Augenlider mit dunklen Wimpern und dunkleren Augenbrauen. Bei Frauen werden weiche Gesichtszüge mit Proportionen, die sich an das “Kindchenschema” annähern als anziehend beurteilt und bei Männern gilt ein markanter Unterkiefer mit markantem Kinn als attraktiv. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen wirken symmetrische Gesichtszüge besonders vorteilhaft. Neben diesen Erkenntnissen haben die Forscher festgestellt, dass schönen Menschen automatisch weitere positive Merkmale zugeordnet werden. So werden sie beispielsweise automatisch für intelligenter, selbstsicherer, sympathischer oder fleißiger gehalten als weniger gut aussehende Zeitgenossen. So halten Lehrer hübsche Schüler für intelligenter und in der Arbeitswelt erhält bei zwei Bewerbern mit den gleichen Fähigkeiten wahrscheinlich der attraktivere Kandidat den Job. Dieser Prozess des menschlichen Bewertungsverhaltens läuft völlig unbewusst seit Beginn der Evolution ab.
Für den heutigen Menschen ist es durch verbesserte medizinische Versorgung, Ernährung, Sport und gesundheitsfördernde Verhaltensweisen wesentlich einfacher geworden, etwas für das gute Aussehen zu tun. Und es ist nicht mehr ein Privileg der oberen Gesellschaftsschichten, dem guten Aussehen gegebenenfalls chirurgisch nachzuhelfen. Über die Möglichkeiten der Plastischen Chirurgie wird heute öffentlich berichtet und diskutiert. Aber wie definiert sich die Plastische Chirurgie überhaupt?[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]
Heute wird die Plastische Chirurgie umgangssprachlich vielfach auf den Begriff “Schönheitsoperation” reduziert. Dies wird dem Wesen der Plastischen Chirurgie jedoch nicht vollkommen gerecht. Zunächst einmal ist die Plastische Chirurgie ein Teilgebiet der Chirurgie und beschäftigt sich mit Veränderungen an Organen oder der Haut aus ästhetischen und funktionellen Gründen. Es gibt zwar Eingriffe, die aus rein ästhetischen Gründen vorgenommen werden und Eingriffe, die aus rein funktionellen Gründen stattfinden. In den allermeisten Fällen wird jedoch beides von Arzt und Patient angestrebt. Natürlich hat eine einwandfreie Funktion des Körpers allerhöchste Priorität, aber für das Selbstbild und das Selbstbewusstsein des Menschen spielen das Aussehen und die Ausstrahlung eine ebenso wichtige Rolle. Daher ist die Plastische Chirurgie im Allgemeinen eine Ästhetisch-Plastische Chirurgie. Um die Begriffe noch einmal klar von einander zu unterscheiden, hilft es, ihren griechischen Ursprung betrachten:
Ästhetisch (griechisch: aistehetikos) bedeutet “wahrnehmbar”. Die ästhetische Ausstrahlung einer Person ist das, was wir auf den ersten Blick von ihr wahrnehmen. Es ist der sogenannte erste Eindruck, den wir uns bilden, bevor wir mit einem Menschen näher in Kontakt treten und bevor wir seine Persönlichkeit kennen. Ästhetisch kann gleichgesetzt werden mit schön, geschmackvoll und ansprechend. Für den ersten Eindruck gibt es bekanntermaßen keine zweite Chance und deshalb legen die meisten Menschen großen Wert auf eine gepflegte, ansprechende und schöne Erscheinung. Die Ästhetische Chirurgie versucht, diesen Anspruch bestmöglich zu verwirklichen.
Plastisch (griechisch: plastikos) bedeutet “bilden”, “formen”, “gestalten”. Die Plastische Chirurgie formt, gestaltet und rekonstruiert. Dies kann zum Beispiel nach Unfällen oder Tumoroperationen nötig werden. Wenn Körperteile so verletzt oder beschädigt wurden, dass sie nachgebildet oder neu gestaltet werden müssen.
Kosmetisch (griechisch: kosmetikos) bedeutet “zum Schmücken”. Die Kosmetik ist praktisch eine Vervollkommnung der Ästhetik. Was schon ästhetisch ist, wird hervorgehoben, betont und herausgestellt. Heute verstehen wir unter Kosmetik die Pflege des Körpers im Dienste der Schönheit. Spezielle medizinische Kosmetikanwendungen dienen der gepflegten Ausstrahlung, dem guten Körpergefühl und dem Wohlbefinden.
In der medizinischen Praxis überschneiden sich die genannten Definitionen meist und werden ganz allgemein unter dem Oberbegriff der Plastische Chirurgie vereint. Die klare Trennung der Begrifflichkeiten ist wichtig, wenn es um Leistungen der Gesetzlichen Krankenkassen geht. Die Plastische Chirurgie korrigiert häufig Fehlbildungen und Erkrankungen, bei denen die Übergange zwischen normaler physiologischer Funktion und ästhetischem Aussehen fließend sind.
Der Gesetzgeber sieht grundsätzlich Eingriffe zur “Formveränderung des äußeren Erscheinungsbildes” als ungerechtfertigt an. Es gibt jedoch Ausnahmen. Diese betreffen die Verbesserung oder Wiederherstellung der Funktion eines Organs oder Körperteils und Korrekturen zur Beseitigung bzw. Verbesserung von Entstellungen. Letztere betreffen aber nicht die normalen Alterungserscheinungen, Folgen einer Schwangerschaft, die Konsequenzen einer schlechten Ernährung oder andere schädigende Einflüsse wie den Tabakkonsum.
Eine der zentralen Aufgaben des verantwortungsvollen Plastischen Chirurgen besteht in der umfassenden Beratung seiner Patienten. Er setzt dabei seine ganze Qualifikation und Erfahrung ein. Zusammen mit dem Patienten ergründet er zunächst die Motive für den Eingriff.
Es folgt eine gründliche körperliche Untersuchung mit dem Ziel herauszufinden, ob der vom Patienten angestrebte Eingriff grundsätzlich durchführbar ist. Nachfolgend werden die möglichen Risiken der Behandlung besprochen. Ferner findet eine gründliche Aufklärung über mögliche Komplikationen und Nebenwirkungen statt. Aus seiner Erfahrung heraus informiert der Plastische Chirurg den Patienten über die Erfolgswahrscheinlichkeit. Viele Patienten haben im Vorfeld unrealistische Erwartungen hinsichtlich des zu erwartenden Ergebnisses. In diese Vorgespräche fliessen auch wieder Aspekte eines rein ästhetischen oder eines ästhetisch-plastischen Eingriffes ein.